Radioactivism: The Power of Community Radios
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Die Medien spielen eine große Rolle. Sie können eingesetzt werden, um eine Gesellschaft zu konsolidieren. Sie können aber auch bei der Transformation einer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen. Unabhängig von ihrer Ausrichtung ist den Medien meist gemein, dass sie als Produktionsmittel in den Händen weniger Menschen sind, die für viele Menschen sprechen wollen.
Was aber geschieht, wenn die Vielen für die Vielen Medien machen? Was geschieht, wenn Medien von unten aus agieren und dies auch noch in großer Zahl, unter Einbindung vieler gesellschaftlicher Akteure sowie gegenüber einem umfassenden Publikum?
In Argentinien hat sich eine faszinierende Radiolandschaft gebildet, die kollektiv, partizipativ und progressiv arbeitet: Tausende Community Radios, die für Politik und Gesellschaft eine kaum zu überschätzende Rolle spielen. Ihre Macher*innen arbeiten partizipativ, egalitär und nach dem Prinzip des gegenseitigen Lernens. Die Stationen stehen im gemeinsamen Eigentum der Radiomachenden. Zudem sind die „Crews“ der Stationen geschlechtlich gleichmäßig besetzt und Frauen spielen in ihnen sogar eine besonders herausragende Rolle.
Demgegenüber fällt auf, dass in anderen Teilen der Welt, ausdrücklich auch in Österreich und Deutschland Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5 - Gender Equality) in hierarchischen, nicht partizipativen Medienbetrieben scheinbar nur durch von außen herangetragenen gesetzlichen Regelungen und gesellschaftspolitische Zwänge zu erzielen ist.
Im Workshop werden wir vertiefend den folgenden Fragen nachgehen:
1. Gender Equality wird im öffentlichen Diskurs nicht selten auf Forderungen und Ziele reduziert, die dem Denkgebäude des linken Liberalismus als philosophischen Idealismus entstammen. Dieser vermag die Ungleichheiten der Welt lediglich als reine Phänomene zu erfassen, deren materielle Gründe ihm aber ganz rätselhaft bleiben. Wir wollen diskutieren, welche lebensweltlichen (materiellen) Umstände wir brauchen, die Gender Equality gleichsam aus sich heraus hervorbringen und dabei auch auf das Vorbild der Community Radios schauen: was bedeuten z. B. gleicher Besitz, Egalität und Partizipation für die Machtgrundlagen des Patriarchats, das sich auf ungleichen Besitz, Hierarchie und (vermeintliches) Spezialistentum gründet?
2. Alles lässt sich vergleichen, aber nichts ist gleich. Was sind die Gründe für den Erfolg der Community Radios in Argentinien? Lässt sich deren Erfahrungsgeschichte auf andere Medienarten (Internet, TV, Print) in Europa übertragen?
Zur Referentin:
Dr. Viviana Uriona wurde 1973 in Pergamino, Buenos Aires geboren und lebt seit 1996 in Deutschland. Sie studierte Politikwissenschaft zunächst an der Universität zu Köln, dann an der Freien Universität Berlin mit den Schwerpunkten Soziale Bewegungen, Europa, Lateinamerika, Medienkritik und Mediengestaltung. Sie arbeitet heute als Regisseurin für Dokumentarfilm bei den kameradisten.org und unterrichtet im Medienbereich, u.a. an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Termin und Ort:
Dienstag 29.06.2021 von 13-16 Uhr bei Radio Orange, Klosterneuburger Straße 1 (Ecke Gaußplatz),1200 Wien
Zutrittsbedingung: Es muss ein 3-G-Nachweis (getestet, geimpft, oder genesen) erbracht werden. Zudem FFP2-Maskenpflicht in den Räumlichkeiten von Radio Orange 94.0
Die Teilnahme ist für alle Interessierten kostenfrei. Die Veranstaltung ist auf 8 Teilnehmer*innen begrenzt.
Anmeldung
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Information
Tania Napravnik
Tel: +43 660 30 22 595
Mail: tn@commit.at
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